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Nichts desto trotz haben die oft akrobatischen Handlungen, die farbenprächtigen Kostüme, sie stammen meist alle aus der Ming-Zeit und vor allem die kunstvollen Masken für mich genug Anreiz, mir immer wieder eine solche Aufführung anzuschauen, sofern denn nur ein entsprechendes Ensemble in Deutschland gastiert. ![]() Ein Himmlischer Kaiser in seiner ganzen Pracht. ![]() Der Affengott oder auch Affenkönig Meine Lieblingsfigur in der Peking Oper. Er stiftet immer wieder Unruhe und reizt seine Gott-Kollegen (Meeresgott, Feuergott etc.). Wenn er sich dann verteidigen muß, kann er sich immer mit seinen übernatürliche Kräften aus den prekärsten Situationen befreien. ![]() Die Schminkmaske des Affengott. Schminkmasken-BeispieleEs gibt hunderte Schminkmasken in der Peking Oper. Jede einzelne sagt mehr über die Bühenfigur aus, als irgendeine verbale Beschreibung. Im Moment des Auftritts erkennt das Publikum den Verräter oder Tugendhaften, den wilden Kämpfer oder Dämon.![]() Beispiel für eine definierte Schminkmaske: Elsternflügel-Gesicht Meng Liang, General der Nördlichen Song-Dynastie. Die Elsternflübelform um die Augen weist auf lebhaftes Temperament sowie seine vogelgleiche, kaum einzuschränkende “Schnatterei” hin. |
![]() Die Peking Oper ist eine über mehrere Jahrhunderte alte traditionelle chinesische Theaterform. In manchen Büchern ist sogar nachzulesen, daß die allerersten Ursprünge auf rituelle Tänze und Gesänge aus der Zhou-Zeit (11.Jh. - 249 v.Chr.) zurückzuführen sind. Jedoch die heute als "Peking Oper" bekannte Form hat sich erst im Laufe der Ming- (1368-1644) und der Qing-Zeit (1644-1911) herausgebildet. In dieser Zeit haben sich verschiedene regionale Stile entwickelt, wovon die Art aus der Hauptstadt des Riesenreiches zu größtem Ruhm gelangt ist. Gleichwohl ruft diese Kunstgattung bei manchen Europäern gewisse Ressentiments hervor - mag es an der ungewohnt klingenden Musik, der nicht verstandenen Sprache oder der Stimmlage der Sänger liegen - Peking Oper ist sicher nicht jedermann Sache. ![]() Die Schwester eines Bösewichts versucht ihren Bruder mit ihren Soldaten zu befreien. Vergeblich - sie wird sterben. ![]() Eintritskarte von meinem letzten Opernbesuch in Deutschland
Wer in festlicher Abendgarderobe in die Oper geht, läuft Gefahr, daß er mehr Aufmerksamkeit erregt, als die Akteure auf der Bühne. Normale Freizeitkleidung oder Straßenanzüge sind angesagt.
Die Charaktere bestimmen sich aus ihrem Aussehen und jeder operninteressierte Chinesen kann anhand der Kleidung und insbesondere der Gesichtsbemalung den Charakter des Dargestellten entschlüsseln. So sind rote Gesichter warmherzige, mutige, loyale Personen. Sie charakterisiert immer die zutiefst anständigen und guten Personen. Mit zunehmenden Alter wird die Rottönung dunkler und damit schwächer. Schwarz im Gesicht drückt Strenge, Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit aus. Blau ist ein Zeichen von Grausamkeit. Vor weißen Gesichtern muß man sich in acht nehmen: Sie kennzeichnen schlaue, listige, ja heuchlerische Menschen, sie ist die typische Farbe für Verräter. Geister erscheinen stets in Grün und Götter und Kaiser gibt es nur in Gold, übernatürliche Wesen tragen auch schon mal Silber. Wenig geschminkte Gesichter stellen meist das einfache Volk dar, wogegen Krieger und kämpfende Generäle oder vielschichtige, unberechenbare Charaktere äußerst phantasievolle Gesichtsbemalungen tragen.
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Handstellungen | |
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Die Darstellerin Dan hält die Hand so, wenn sie Unsicherheit ausdrücken will | Die Akteure Shen und Jing zeigen so an, dass eine Situatin aussichtslos ist. |
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Geste der Verteidigung, wird erschwert durch das Drehen des Kopfes nach rechts. Agieren beide Hände gemeinsam, müssen sie in einem Abstand von etwa 4 cm voneinander gehalten werden. | Zeigt den Beginn einer komplexen Bewegung, die Verteidigung ausdrückt. |
Die unterschiedlichen Rollen in der Peking-OperEs gibt insgesamt 4 Rollenkategorien: |
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1. Sheng = Männerrollen Die Männerrollen sind die wichtigsten und fordern die unterschiedlichsten Gesangsqualitäten. Sie sind wiederum in 4 Grundkategorien eingeteilt:
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![]() Männerrolle “Lao Sheng” - aufrichtiger Charakter (überwiegend rot) mit langem Bart. Ihre Handbewegung drückt Verteidigung aus. |
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2. Dan = Frauenrollen Die weiblichen Rollen, sie wurden bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts ausschließlich von Männern gespielt, singen alle in sehr hohen, oft schrillen Tönen, die einem Europäer durch Mark und Bein gehen können. Gerade diese Interpretation war in früherer Zeit eine Empfehlung für die männlichen Darsteller: Derjenige, der die weibliche Rolle exzellent spielen und vor allen Dingen singen konnte, genoß allerhöchstes Ansehen. Heute werden fast alle weiblichen Rollen von Schauspielerinnen gespielt, obwohl es hier auch noch Ausnahmen gibt. Ähnlich wie bei den männlichen Rollen gibt es hier 5 Unterteilungen:
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3. Jing = großes, bemaltes Gesicht. Jing ist eine schillernde Figur. Es handelt sich im allgemeinen um abenteuerliche Helden oder um Banditen. Die Darsteller müssen von robuster und massiver Statue sein und die Gesten müssen große Würde ausstrahlen. Die Jing-Rollen unterteilen sich ebenfalls in Interpretationsrichtungen:
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4. Chou = komische Figuren
Das Orchester Als wichtigstes Begleitinstrument dient die zweisaitige Geige (Huqin) und fast immer mit dabei, die Kniegeige (Erhu), diverse Flöten und Pfeifen, eine Art Laute (Pipa) und zur Abrundung des Spektakels dienen Trommeln, Kastagnetten und Gong. Wenn all diese “Zutaten” der Peking Oper vollkommen harmonisch zu den ebenfalls äußerst konzentriert dargebotenen Bewegungen und Gesten der Schauspieler zusammenpassen, dann verspricht der Abend für den Opernbesucher ein Hochgenuß zu werden. |